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Veröffentlicht am 17.03.2017 - Land und Leute - Kultur und Tradition

Briefe aus dem Felde und von daheim

Lesung über den Briefverkehr zwischen Maria Schweizer, geb. Burtscher und deren Gatten Franz Schweizer, Dickach-Schwarzenberg

Die Ausstellung "Faszination & Wahnsinn - Schwarzenberg in den Jahren 1914 bis 1918" im Angelika Kauffmann Museum wurde im Frühjahr, am 10. März 2017, mit der Lesung "Briefe aus dem Felde und von daheim" eröffnet.

Die ca. 600 bis heute erhaltenen Briefe von Franz und Maria Schweizer, Schwarzen Nr.89, stellen einen wahren Schatz dar. In den 4 Jahren des ersten Weltkrieges schreiben einander Franz und Maria über ihren Kummer, ihre Alltagsprobleme und Freuden. Aber auch zwischenmenschliche Beziehungen werden in den Briefen versucht zu lösen. Wie der Alltag im Dickach und an der Front aussieht, wird aus den Briefen ersichtlich. Immer wieder vertrauen beide auf Gottes Hilfe, dass sie vom Gebet gestärkt nach dem Krieg eine glücklichere Zukunft erleben werden.

Marianne Kresser, Albert Feurstein und Reinhard Berlinger lasen aus diesen Briefen und ließen die Besucher an den spannenden Erlebnissen und Geschichten teilhaben.

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Zur Lesung, verfasst von dem Schwarzenberger Dorfchronist Johann Aberer:

Franz Josef Schweizer, Dicka Fränzle, geb.10. Januar 1886, arbeitet als Senn in Andelsbuch Meisten, in Blons und auf der Alpe Laguz (Großwalsertal). Hier lernt er 1912 seine spätere Frau Maria Burtscher, geb. 4. April 1889, kennen. Nach Beendigung seiner Senntätigkeit auf Laguz und Rückkehr nach Schwarzenberg müssen die beiden, wenn sie den Kontakt aufrechterhalten wollen, Briefe schreiben. Der Alltag der beiden ist von der landwirtschaftlichen Arbeit bestimmt und daher kommen Treffen nur selten zustande. In diesen beschwören sie sich immer wieder ihre gegenseitige Liebe und bekämpfen damit die gelegentlich aufkommende Eifersucht. Bei der Mission in Andelsbuch, an welcher Franz teilnimmt, wird eindringlich gepredigt, dass eine lange Bekanntschaft streng verboten ist. Daher sieht sich Franz zum Handeln gezwungen und stellt Maria am 11. Februar 1913 schriftlich vor die Wahl: ihn zu heiraten oder ihre Bekanntschaft aufzugeben. Maria sagt ja, aber nur unter der Bedingung, dass die Hochzeit erst im kommenden Jahr stattfinden soll. Bereits kurze Zeit nach der Hochzeit am Pfingstsonntag den 8. Juni 1914 muss Franz schon am 4. August in die Madruzzokaserne in Trient einrücken wo er eineinhalb Jahre bleibt. Er ist in dieser Zeit mit den direkten Kampfhandlungen nicht betroffen.

Juli 1914 Innig geliebter Gatte
Nicht lange hats gedauert und ich muss schon wieder zur Feder greifen um Dir mein Liebster zu schreiben, wo ich so gute Hoffnung hatte daß doch das Schreiben jetzt auf gehört hätte, doch für wahr unser Leben ist ein wahrer Kreuzweg, wenn wir nur recht geduldig auf ihm wandeln würden, doch ich will und muss stark sein. Ich muss denken der Herr hats gegeben, der Herr hats genommen wie es dem Herrn gefällt so wird es geschehen. Es gab eine große Lücke im Hause als du fort warest, bei Tische kaum zum verschmerzen. Ich habe keinen Appetit mehr, aber sonst geht es mir gut. Ich habe Heimweh nach Hause und Sehnsucht nach dir.

August 1914 Innig geliebte Gattin
In Trient geht es mir ziemlich gut, bleibe wahrscheinlich noch längere Zeit hier, kann sein dass ich nie einen Berg zum Sehen komme, was wohl meine Freude ist wegen dem Tod schießen, im anderen Fall möchte ich in den Krieg gehen wann ich mit dem Leben davon käme. Würde mich wenn ich noch ledig wäre freiwillig melden. Die Gedanken sind doch am Morgen das erste und das letzte zu meiner lieben Frau. Nun wird es hier nicht ewig donnern aber doch noch längere Zeit.


Franz macht sich wegen der großen Arbeitsbelastung Sorgen um seine Frau. Maria hat die Großmutter, die Schwiegermutter, ein lediges Kleinkind einer Schwester, sowie einen Bruder und eine weitere Schwester von Franz zu versorgen. Zeitweise hilft ihr ein Knecht oder ein Bruder von Franz, der aber nicht immer zuhause ist. Insgesamt bewirtschaftet die Familie um 1915 drei Heimaten in Schwarzenberg: In Dickach, im Loch und zum Schwarzen. Maria ist zudem schwanger und erwartet im März ein Kind.

September 1914
Ich will Dir jetzt, mein lieber Franz, nur den verflossenen Tag beschreiben. Morgens um 3 Uhr stand ich auf um meiner Mutter einen Brief zu schreiben, dann Frühstück und einige Hausarbeit, dann Andelsbuch - Dicka, dann heim, bis Mittag Mostobst verlesen, dann am Nachmittag zum Schwarzen auch Obst verlesen, dann heim, dann mußte ich kneten, dann heuen, dann das Vieh eintun. Dann wieder weiter backen es hat ziemlich schönes Brot gegeben, aber wenn man öfter backen will, muß man einen neuen Ofenboden legen. Es war dann 9 Uhr zum ins Bett gehen. Jetzt ist es 4 Uhr Morgens und hat der neue Tag angefangen. Und so geht es jetzt Tag für Tag.

Jänner 1915 - an die Gattin
Heute war ich in der Kirche, habe eine Deutsche Predigt gehört. Wir sind zu viert am Wache schieben, ein Stück von der Kaserne entfernt, einsam und verlassen in der Wildnis. Musste 2 Stunden Wache stehen und 4 Stunden den Ofen füttern. Habe während ich den Brief geschrieben habe, 40dkg Käs gegessen. Es ist hier auch alles teuer. Du solltest mir Speck schicken, egal wie fett. An der Menage habe ich viel zu wenig, am Morgen schwarzen Kaffee, aber sehr dünn. Am Mittag bekommt man ordentlich genug und am Abend wieder schwarzen Kaffee. Lasse immer am Mittag eine Scheibe Fleisch übrig, damit ich auf die Nacht nicht zu viel kaufen muss. Alle 10 Tage fassen wie 2 Weggen Brot aus, ist auch viel zu wenig. Wenn man hier gut leben wollte, so sollte man jeden Monat 40 Kronen haben. Dann darf man aber nicht nach Trient gehen. Wegen der Menage solltest du es für dich behalten, sonst könnte es große Aufregung geben.

Februar 1915
Aber wenn man Kühe kauft und zudem noch einen Mann beim Militär hat, dann brauchts halt ein wenig Geld. Wir haben zwar Durst und Hunger, aber es ist nicht einfach für eine Frau, wenn sie auch noch so häuslich ist, soviel 20 Kronenscheine aufzutreiben. Auf deine Frage zu antworten, wegen dem "Prinzen". Aber das ist nur meine Meinung. Wenn es ein Sohn ist sollte er Josef heißen, da dein und mein Vater auch Josef hießen. Du könntest meiner Mutter keine größere Freude bereiten. Bei einer Tochter hätte s` Fränzle am liebsten eine Marie. Wenn ich dann hoffentlich wieder bald zuhause bin, werden wir wieder Geld genug haben, denn ich werde wieder streng arbeiten um etwas zu verdienen.

Februar 1915
Ich habe in deinem Brief gelesen, dass du eine Maria möchtest. Ich glaube das ist nur eine Falschheit von Dir. Wenn es eine Tochter wird taufe ich sie Barbara, wenn es ein Sohn wird, bekommt er den Namen Josef wie du gewünscht hast. Wegen dem Geld habe ich keinen Kummer, ich hänge es von einem Nagel an den anderen. Unterstützungsgeld bekomme ich alle Tage 90 Heller, für den Neuankömmling gibt es 45 Heller das ist besser als nichts. Die Adlerwirtin hat es nicht gut getroffen mit nach Trient fahren, sie war nachher 6-7 Tage im Bett. Ich glaube, dass die Frauen etwas erfahren möchten und nicht nüchtern nach Hause müssen, wenn es die Gelegenheit bietet. Ich habe keine Klage, ich wäre wahrscheinlich bei einem Wiedersehn dümmer als du.

Jetzt will ich dir noch schreiben wie mir an Christi Himmelfahrt gegangen ist. Wenn der Mensch glück hat, geht es immer. Wir mussten eine Telefonleitung über die Etsch legen. Dazu stieg ein Vorarbeiter, der Elektriker war, auf eine Elektromasten und wollte das Telefonseil dort befestigen. Wir 10 Männer standen am Boden und hielten das Seil fest. Der Elektriker kam mit dem Elektrodraht in Berührung. Auf einmal ein Riss und wir alle 10 Leute lagen am Boden, der Elektriker hing tot am Masten, wir wurden kreidebleich. Am Abend ist der Vorarbeiter in Trient begraben worden, auch seine Frau war dabei. Wir hätten alle auch unter der Erde sein können. "So ist es, wenn man an einem hohen Feiertag arbeitet".

Mutter an Franz 1915
Danke für die besten Wünsche, die ich im Namen der ganzen Familie erwidern möchte. Frau und Kind sind fidel. Der kleine Stier ist Unwohl, wenn er bis morgen nicht besser wird schlachten wir ihn. Die Kalbel gibt 5 Liter Milch, sie ist gut melken. Der Kupfer (Abgaben an den Kaiser) ist schon lange angeschrieben, aber ins Dickach sind sie nicht gekommen. Vom Schmalz sagt noch niemand etwas. Mutter und Kind wünscht Dir auch frohe Ostern, sie sind wohl auf. Am Sonntag haben wir das Mädchen getauft und ihm den Namen Barbara gegeben.

Mai 1915
Ich bin gesund und munter, uns geht es hier ganz gut, wir sind nicht in Gefahr. Ich habe heute den Italienern den Krieg erklärt!!!! Wie sieht es zuhause aus, hier sieht es bedenklich aus, es geht es drunter und drüber. Sei froh dass du in Vorarlberg zuhause bist, denn an dem Schlachtfeld zuhause sein ist schon etwas Arges. Die Bewohner sind die meisten ausgezogen. Die Häuser nahe der Grenze werden alle in die Luft gesprengt. Drum sei getrost und schätze dich glücklich, wie wir hier auch noch. Ich bin von den feindlichen Kugeln noch weit entfernt. Wenn ich hier bleiben kann, kommen wir, glaube ich zu keinem Schuss, denn die "Sautiger" haben zu schlechte Schuhe um bis hierher zu laufen. Was wir von hieraus wahrnehmen können, sind sie noch gar nicht vorgedrungen, seit die "Tiger" Krieg führen. Wir sehen seit Anfang des Krieges immer auf dem gleichen Berg (Pasubio) die Granaten und zerspringen. Es sind vor 5 Wochen 25 Mann von uns an die Grenze gegangen und einer ist erst gefallen. Wenn du mir ein Päckchen schicken willst, so gebe ein Fläschchen Tinte und Zimmerschuhe dazu.

1915
Ich habe die Fotografie bekommen, ich danke dir für die liebevollen Zeilen. Aber du siehst nicht gut aus. Wenn ich das Foto vom letzten Winter neben das stelle, dann ist es fast nicht möglich dass du es bist. Du schaust wirklich kummervoll aus.

Lieber Gatte,
14 Tage nach der Geburt kann man halt nicht gut aussehen und zu diesem hat man es heuer halt auch nicht wie man es haben sollte. Was will man essen und trinken wenn alles so teuer ist. Eier und Milch ist das einzige was man hat, du wirst zwar denken dann bist du noch nicht zum Erbarmen und ist auch war, aber zum schnell zu Kräften kommen ist es zu wenig, da sollte man Wein und grünes Fleisch haben. Am elften Tag wo ich aufgestanden bin ging in der Stube alles ringsum, aber sagen durfte ich nichts, sonst hätte man mich gleich wieder 3-4 Tage ins Bett geschickt. Ich bin dann 1 ½ Stunden aufgeblieben und dann wieder ins Bett. Es geht jetzt alle Tage besser. Komm du schnell nachhause, dann bin ich gleich wieder gesund. Die Fotografie von dir ist auch nicht gut, wenn ihr wirklich so mager seid, wäre es besser, man würde euch 2-3 Monate heimlassen, dass man euch herrichten könnt. Zum ins Feld gehen taugt ihr doch nicht viel. Ich glaube ihr müsst bald des Hungertodes sterben, wenn ihr auch noch lange vor feindlichen sicher seid. Wir würden Omad heuen, aber das Wetter ist schlecht. Wenn das Wetter so bleibt, brauchen wir auch keinen "Treter" um das eingebrachte Heu auf der Diele zu treten, sonst könnten wir schon einen "Treter" brauchen, schwer wärest du nicht, aber vielleicht fleißig. Der Bart gefällt mir gut, hätte nicht gedacht, dass ein Bart einen Menschen so verstellen kann. Wenn es Nacht wäre würde ich mich fast vor Dir fürchten.


Franz war kurzfristig im Urlaub in Schwarzenberg.

Das Wiedersehn war ein ganz überraschendes, ja vor lauter Überraschung nicht einmal die ganze Freude zeigend die ich gehabt hätte wenn du mich nicht überrascht hättest. Ich wills dir noch heute schreiben, ich war fast aus dem Häusel, nun ich hoffe auf ein Wiedersehn, aber wenn es kommt, das weiß ich nicht, vielleicht wird es wieder Pfingsten. Somit hoffe ich doch dass wir unsern Bund aufs Neue schließen können und noch viele Jahre glücklich leben und beieinander sein können. Der Nachbar kann es fast nicht verstehen, dass bis zum Nikolaus nicht ein Kind kommt. Ich bin aber nicht in der Hoffnung, lebe nur von der Liebe und vom Vertrauen.

Getrübt wird die Stimmung zwischen den beiden dann, wenn lang ersehnte Briefe aufgrund von Verzögerungen im Postversand den anderen nicht schnell genug erreichen und beim jeweiligen Partner Zweifel am anderen aufkommen.

August 1916
Ich weiß nicht schreibst du wirklich nicht mehr, hast du mich ganz vergessen, oder findet die Post nicht her, ich weiß nicht was es ist. Ich kann mich aber glücklich schätzen wenn ich einen Gatten habe der im Glauben und Sittlichkeit in dieser langen Dauer des Krieges noch keinen Schiffbruch erlitten hat. Wieviel 1000 und 1000 beiderlei Geschlechts sind so schlecht und heruntergekommen, ja sogar Schwarzenberger Männer. Nicht das beste Lob ab der Front. Ich weiß zwar nicht wer diese sind.


Schwierig ist die Situation für Maria auch dadurch, dass sie ja erst 1914 in die Familie von Franz eingeheiratet hat, die familiären Gepflogenheiten nicht kennt und die schwer kranke Schwiegermutter bis zu deren Tod Anfang März 1916 und die kurz danach verstorbene Großmutter von Franz pflegen muss. In seitenlangen Briefen ihres Mannes über familiäre Vorabsprachen bezüglich Erbteilung, Fruchtgenussrechte und Pachtverträge informiert, muss sie gegenüber der Schwarzenberger Verwandtschaft auch die Position von Franz vertreten.

Die Buche auf dem Rain haben wir gefällt, sonst nichts, da wir niemanden bekommen. Die Äste liegen alle noch in "Ähles" Wald, ich glaube wir dürfen sie nicht mehr aufmachen, die Erben würden mich sonst auf die Hörner nehmen. Wenn das Ähle stirbt, fürchte ich die Heimat wird teuer, denn die Erben sind wütig darauf, sie würden das Ähle gerne sterben sehen. Es kann vor lauter auf den Tod plangern nicht sterben. Schreibe mir, wenn es im Fall zum Sterben kommt, wie hoch man den Fuß pachten soll, was du für eine Meinung hättest.

Aus Marias Briefen tritt dem Leser jedoch eine durchaus resolute Frau entgegen, welche die Arbeit nicht scheut und auch ihre eigenen Entscheidungen trifft wenn es notwendig ist. Über ihre gezwungenermaßen oft "eigenmächtige" Art der Wirtschaftsführung meint Maria ihrem Mann gegenüber nur ganz lapidar.

Jetzt machen wir halt so gut es eben geht, verstehe halt wenn es gefehlt kommt musst du denken du seist selber schuld. Du hättest sollen eine verständigere Frau nehmen. Aber jetzt ist es zu spät und zudem ist sie noch zäh, du darfst noch keinen Trost haben.

Mache es so gut du kannst, du musst nicht Angst haben, dass dir dein Mann Vorwürfe macht. Ich möchte dir gerne helfen, aber die Zeit ist halt so. Ich liebe sicher kein anderes Herz, dir habe ich Liebe und Treue geschworen bis uns der Tod das Auge schließt und keine andere wird das Band lösen und wenn der Krieg noch so lange dauern würde.

Juli 1916
Auf den Wägen haben wir noch das Wiesheu. Gestern war ich in Bildstein zur Gnadenstätte mit Marieros wir sind nüchtern von daheim fort bis nach Bildstein, hatten dort gute Beichtgelegenheit. Nass waren wir, wir mussten trotzdem Strümpfe anziehen, wo wir hinausgekommen sind. Ich habe fest gebetet dass doch der Krieg bald ausgehe und wieder Frieden herrsche, aber ganz besonders habe ich um ein glückliches Wiedersehn gebetet. Bin dann mit gutem Vertrauen und in der festen Hoffnung, dass mein Gebet, wenn ich es öfter wiederhole doch erhört werde.


Während seines Kriegseinsatzes wird Franz Schweizer am 17. Oktober 1916 von feindlichen Granaten durch einen Kopfstreifschuß und Armschuß verwundet, das rechte Handgelenk muss operiert und das Geschoß herausgenommen werden. Er kommt in die Spitäler Trient, Innsbruck und Prag und muss im März 1917 wieder die Stellung am Pasubio einnehmen, wo er seine Kameraden vollständig zur Untätigkeit verurteilt findet, die Geschütze sind 5 bis 6 Meter tief eingeschneit und können erst in der Schneeschmelze ausgeschaufelt werden.

Jänner 1917
Ich bin nach langer Fahrt gesund in Prag angekommen. Da habe ich aber die ganze Nacht gut geschlafen. Am 4. Jänner kam ich Nachmittag schon wieder in die Behandlung, ist aber ganz gut gegangen, nachher habe ich das Weihnachtsgeschenk erhalten. Es ist eine Tabakpfeife, ein Messer, ein Paket Rauchtabak, zwei Zigarettenpäckle, eine Zigarettendose, Briefpapier und ein wenig Zucker darin gewesen. Ich bin zufrieden gewesen, aber man hätte mir auch das Geld dafür geben können, das wäre das schönere Geschenk gewesen, wenn man mir den Urlaub bezahlt hätte. Mir und dem Arm geht es immer gleich, aber nicht besser.

Februar 1917
Jetzt bin ich wieder in Innsbruck, bin gegenwärtig in der Rekonvaleszenten. Etwa in 6 bis 8 Tagen wird es wohl wieder zur Ersatzkompanie gehen und denn, wenn ich nicht das Glück habe gleich zur Marschkompanie. Ich möchte dich fragen, ob ich mich wieder zur Artillerie melden soll, oder Jäger bleiben soll. Wenn ich mich zur Artillerie melde, ist der Urlaub sicher aus, aber ich würde vielleicht weniger der Gefahr ausgesetzt sein, aber ohne deine Einwilligung, werde ich mich zu nichts melden. Denn wenn es mir im Falle schlecht gehen sollte, so müsste ich denken, ich sei selbst schuld und habe Frau und Kind ins Unglück gestürzt. Schreibe mir deine Meinung, sonst werde ich es gehen lassen, wie es kommt. Aber sonst habe nur keine Sorgen über mich, ich verrichte alle Tage mein Gebet.


Maria kauft die Heimat, Schwarzen Nr.89, aus der Erbmasse einer verstorbenen Tante von Franz. Diese ist zwar sehr teuer, aber Franz meint, wenn er gesund und mit ganzen Gliedern nach Hause kommen kann, werden sie das schon schaffen. Die bisherige Heimat, Dickach Nr.87, liegt doch etwas abseits und ist etwas schwieriger zu erreichen.

Februar 1917
Habe heute den Metzler von Unterkaltberg getroffen. Er ist hierher eingerückt, aber geht heute Abend schon wieder weg. Er hat mir die freudige Mitteilung hinterlassen, dass du liebe Frau, die Heimat zum Schwarzen gekauft habest, aber er hat es nicht mehr gewusst, wie. Es freut mich sehr, dass du die Heimat gekauft hast, obwohl sie nicht sehr billig gewesen sein wird. Heute war hier wieder Visite, da habe ich einstweilen Verlängerung bekommen. Aber jetzt muss ich die Zubesserung auch aufhören, denn jetzt heißt es sparen. Es ist viel Zins zu bezahlen am nächsten Herbst.

April 1917
Heute hatte ich den Oberjäger gebittet, ob ich nicht wieder dreiviertel Stunden in die Kirche gehen könne. Da hat man mich recht an geschworen, statt der Erlaubnis. Jetzt kannst du selber denken was er für ein Vorgesetzter ist. Vor falschen Leuten muss man den Respekt verlieren, aber wegen dem gehe ich trotzdem zum Rapport um zu bitten. Ich weiß es, dass der Herr Mayor mir diese Bitte gewährt. Wo du die Heimat gekauft hast, habe ich ein paar schlechte Nächte gehabt und "sinnen" müssen, aber jetzt ist alles vorbei. Sonst bin ich gesund und bei gutem Appetite.


Franz umgeht die Briefzensur, indem er einen Brief dem Fridolin Metzler mitgibt, der in den Urlaub nach Schwarzenberg fährt. Dabei geht es um geheime Nummern bei eventueller Verletzung oder Verschiebung an einen anderen Kriegsschauplatz.

Juni 1917
Ich bin ganz gut den 12. Juni nachmittags in die Stellung gekommen, es war alles im alten wie ich es verlassen habe. Die Mannschaft war noch im gleichen Unterstand, aber jetzt ist es trockener als bevor ich in den Urlaub gegangen bin. Jetzt möchte ich noch ein paar Nummern erwähnen. Bei 7 bin ich leicht verwundet, bei 8 bin ich schwer verwundet, bei 9 bin ich leicht krank, bei 10 bin ich schwer krank, bei 11 mit Kameraden an der Front, bei 12 wir sind vom Passubio weg, bei 13 am Isonzo, bei 14 in Galizien. Wenn du im Falle dann im Juli ein Gesuch machen lässt, so mache es wie das letzte Landwirtschaftliche, es wird aber wohl nichts nützen, aber probieren geht über Studieren.

Oktober 1917
Den Brief mit großer Freude entgegen genommen. Und aus demselben vernommen dass wir wieder mit einer Tochter beschenkt worden sind. Ich beglückwünsche dich meine liebe Frau und hoffe dass auch die kleine Maria Katharina unsere Freude sein wird und unser Leben lang bleibe. Wie du liebe Gattin auch schreibst dem Däta würde ein Bub lieber gewesen sei, ist schon wahr, aber die Hauptsache ist wenn alles gesund ist und wenn wir das Glück haben wieder zu einander zu kehren, so weiß Gott was es noch alles geben kann.


Franz weiß zwar nicht, wann er nach dem Krieg nach Hause kommt, trotzdem ordnet er an, was nach seiner Heimkehr alles gemacht werden soll.

August 1918
Wie du weißt, so brauchen wir Bauholz und zwar Flecken. Und da hätte ich die Bitte an dich liebe Gattin zu stellen dass ihr folgende Tannen fällt. I Die Weißtanne in Ähles Wauld in den Brenden gegenüber der Buche wo ihr das letzte Jahr im Hansoloch gefällt habt, sie ist ein wenig schadhaft. II Unter Siebers Zimmer im Dicka. Von unten her gibt sie Schindel, von oben her kann man dann 2 Flecken machen. III Die im Färbars Wauld wo ich dir im Urlaub zeigte gibt auch Schindeln und ein zwei Flecken und wegen dem Bauholz hoffe ich im September/Oktober auf Urlaub, wenn will ich dann noch fahren will. Vielleicht könnte es sein, dass ich heute noch Urlaub bekäme.


Auf Grund eines Alpknechtgesuches Ende September 1918 ist es möglich dass Franz nach Hause kommen kann und daher beim Kriegsende am 3. November 1918 schon in der Heimat ist. Er kann dadurch nicht in Kriegsgefangenschaft geraten, wie viele andere Schwarzenberger, die beim nachhause fahren in der Nähe von Madonna de Campiglio, trotz Kriegsende, von den Italienern gefangen genommen werden.

Die Briefe enden meistens mit den Worten:
Ich schließe für heute, später wieder mehr. Sei du liebe Mari und Kinder viel 1000 Mal gegrüßt und geküsst von Eurem dich liebenden Gatten und Vater Franz. Lebt wohl aufs Wiedersehn. Adje, Adje und behüt euch Gott.

Wäre ich ein Vöglein, flöge ich zu dir und brächte das Brieflein selbst und viel Neuigkeiten, Herzliche Grüße sendet Dir Deine Dich heiß liebende Gattin und Kinder.
Lebe wohl und lass bald wieder was von Dir hören. Mit Gruß, Kuß, deine Mari.


Schlusswort:
Die Sammlung enthält rund 600 Briefe und Karten. Teilweise sind diese Wort für Wort transkribiert, aber auch einige in Kurzform dem Sinn nach. Die Briefe wurden alle im Dickach, später zum Schwarzen, bei der Familie Schweizer aufbewahrt. 2012 hat die Sammlung Johann Aberer übernommen und übersetzt, auch das Bregenzerwald Archiv (Simone Drechsel) half bei der Übersetzung. Ab 1917 sind nur noch Briefe von Franz Schweizer erhalten. Kurz vor der Heimkehr 1918 gibt es noch zwei Briefe von Maria Schweizer.


 
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