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Veröffentlicht am 03.05.2016 - Kultur und Tradition

Eröffnungsrede Angelika Kauffmann Ausstellung

Als die Idee zu unserer neuen Ausstellungstrilogie über das Porträtwerk Angelika Kauffmanns aufkam, lag es nahe, eine eigene Ausstellung über Kinderbildnisse der Künstlerin zu machen. Dass dabei eine solche Fülle an Werken zutage treten würde, hätte ich anfangs zu bezweifeln gewagt. Gerade in ihrer Englandzeit entstanden aber neben einer großen Zahl an Frauenbildnissen auch besonders viele Kinderbildnisse. Das mag am boomenden Porträtmarkt gelegen haben, vor allem jedoch auch an der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Situation im England des beginnenden 18. Jahrhunderts. Der Einfluss des Bürgertums wuchs durch die industrielle Revolution früher als in Kontinentaleuropa. Durch diesen Wohlstand konnten sich neue Ideen und Denkweisen durchsetzen, die auch auf die Malerei Auswirkungen hatten. Kinder wurden lebendiger und natürlicher wiedergegeben als das bisher der Fall war. Dabei sind besonders die Namen William Hogarth, Thomas Lawrence, Thomas Gainsborough und natürlich Joshua Reynolds zu nennen. In welche Schule Kauffmann bei Reynolds gegangen ist, darauf wird die Reynolds-Spezialistin Iris Wien in einem von uns organisierten Vortrag im vorarlberg museum am Do dem 29. September eingehen.

Dass bei Kauffmann das Korsett aus Konventionen und Erwartungen der Auftraggeber enger gewesen ist als bei ihren männlichen Kollegen, zeigen einige Mädchenporträts der Ausstellung. Der Vorarlberger Kulturwissenschaftler und Schriftsteller Bernhard Kathan nennt in seinem kulturwissenschaftlichen Katalogbeitrag eine bestimmte Sorte von Kinderbildnissen vor allem mit Blick auf Kauffmanns im letzten Jahr bei uns ausgestelltes „Geschwisterbildnis Plymouth als Amor und Psyche“ denn auch „Spielzeug für Erwachsene“.

Wie frei und „naturnah“ Kauffmann in ihrer Malerei aber wieder sein konnte, zeigen gerade manche ihrer Jesusdarstellungen, auf denen man meint, ein Kleinkind herumspringen zu sehen. Oder die beiden einander zugeordneten Allegorien von Frühling und Herbst zeigen sehr natürlich wiedergegebene Kindergruppen. Auch der Modello für das Porträt König Ferdinand IV., König von Neapel und Sizilien, mit seiner Familie zeigt Kauffmanns Bestreben, die königliche Familie mit insgesamt sieben Kindern natürlich zu gruppieren und Standesinsignien möglichst wegzulassen. Wir freuen uns besonders, dass uns mit insgesamt vier Leihgaben des Kunstmuseums St. Gallen sowie der Fürstlichen Sammlungen von Liechtenstein gelungen ist, den Entstehungsprozess dieses Familienbildnisses nachvollziehbar zu machen. Das vollendete Bildnis ist das größte je von Kauffmann geschaffende Ölgemälde. Es misst sagenhafte 3,10 x 4,26 m, und ist nach wie vor in Neapel zu besichtigen.

Wir können uns dieses Jahr über besonders viele Leihgaben aus der Schweiz freuen,  zwei Beispiele möchte ich herausheben, nämlich die beiden wohl frühesten Kinderporträts Kauffmanns, Hercules und Anton von Salis-Soglio. Wir wissen ja, dass schon Johann Joseph Kauffmann für diese einflussreiche Graubündner Adelsfamilie arbeitete und auch seine Tochter blieb dieser Familie zeitlebens sehr verbunden. Bei der Datierung dieser beiden Bildnisse ergaben sich für mich anfänglich besonders viele Fragen, wies die ältere Literatur diese beiden Bildnisse doch immer als Kopien nach Porträts von um 1700 geborenen Kindern aus. Die Bedeutung der in den Inschriften genannten Zahlen erschließt sich einem nicht auf den ersten Blick – was bedeuten die römischen Zahlen 22 und 31 in Bezug auf das Lebensalter von Kindern? Und auch die Ergänzung der in Porträts üblichen lateinischen Formel „Aetatis suae/im Alter von“ mit „anno/Jahr“, hier aber mit „mens.“ für „mensis/Monat“ erscheint nicht sofort sinnvoll. Nach einigen Tagen Nachdenkens ging mir aber ein Licht auf: hier ist das Alter der beiden Brüder in Monaten angegeben. Das macht aufgrund ihres geringen Alters durchaus Sinn. Man sagt ja auch heute noch, das Baby ist beispielsweise 18 Monate alt. Berücksichtigt man nun die in der von Salis-Genealogie genannten Geburtstage, ergibt das für Hercules (geb. 22. Oktober 1755) die Datierung August 1757 und für Anton (geb. 10. März 1758) Oktober 1760, exakt jene Jahreszahlen, die auch die Inschriften angeben. Dass man die Entstehung eines Kauffmann Bildes auf den Monat genau angeben kann, ist gerade im Frühwerk eine Seltenheit.

Es ist uns wichtig, dass auch junge Menschen in unserem Haus zu haben und gerade eine Ausstellung mit Kinderporträts verlangt nach Beteiligung von Kindern: Dieses ganz besondere Kinderprojekt konnten wir mit Unterstützung des EU-Projekts „Leader“ umsetzen: Anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Fördervereins »Freunde Angelika Kauffmann Museum Schwarzenberg« und der zehnten Angelika Kauffmann gewidmeten Sommerausstellung haben wir zehnjährige Kinder zur Beteiligung eingeladen. Die Schülerinnen und Schüer der vierten Klasse der Volksschule Schwarzenberg beschäftigten sich schon im Vorfeld der Ausstellung mit den porträtierten Kindern. Jedes Kind übernahm eine symbolische Patenschaft für ein Kind und suchte ihm aus der liebevoll zusammengetragenen historischen Spielzeugsammlung von Iris Alge, die heute im vorarlberg museum, aufbewahrt wird, ein Spielzeug aus. In phantasievollen Briefen an ihre „Patenkinder“ begründen die Schülerinnen und Schüler ihre Wahl.

Herzlichen Dank an die Klassenlehrerin Irmgard Rauch für Ihre Unterstützung des Projekts von Anfang an, Brigitte Metzler war eine enthusiastische Hilfe ebenso wie Johanna Kreis und Franziska Bergmann vom Vorarlberg Museum, welche die Schüler im Depot mit aller gebotenen Vorsicht das Spielzeug auspacken und bestaunen ließen. Herzlichen Dank auch an die Schülerinnen und Schüler für Euer Mitwirken, ihr wart toll. Ich bin schon gespannt, ob Ihr Eure Briefe und „Patenkinder“ gleich wiedererkennt.

Auf eine besondere Neuerung möchte ich Sie abschließend hinweisen: wir haben dieses Jahr aus unserem Ausstellungskatalog ein Ausstellungsmagazin gemacht, es enthält immer noch alle Bilder und vertiefende Infos zur Ausstellung, ist aber nicht mehr so umfangreich und spart nicht nur Platz, sondern auch Geld, uns und Ihnen: Um günstige 12,90 (Mitglieder sogar um 10,90) erhalten Sie ihn gleich druckfrisch an der Kassa. Mit dem Kauf unterstützen Sie unsere Arbeit!

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