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Veröffentlicht am 15.05.2017 - Land und Leute - Kultur und Tradition

Eröffnung Sommerausstellungen 2017

Angelika Kauffmann Museum Schwarzenberg


Bei strahlendem Frühlingswetter eröffnete der Landeshauptmann Mag. Markus Wallner am Sonntag, den 30. April 2017 die zwei neuen Sommeraussstellungen im Angelika Kauffmann Museum. Zahlreiche Gäste feierten mit uns und waren begeistert von den sehr interessanten Ausstellungen.

Ich sehe mich. Frauenporträts von Angelika Kauffmann
Mit zwei großen Gemälden der ebenfalls berühmten Malerkollegin Elisabeth Vigée-Lebrun (1755-1842) aus der fürstlichen Sammlung Liechtenstein und einer Inszenierung zum Thema Identitätsfindung in Zusammenarbeit mit Schülern des Borg Egg.
>>hier geht's zum Ausstellungsfolder "Ich sehe mich. Frauenporträts von Angelika Kauffmann"

Im historischen Teil des Museums wir die Ausstellung "Heimarbeit. Wirtschaftswunder am Küchentisch" gezeigt. Frauen, deren Geschichten, Schicksale und Erfolge, stehen dieses Jahr im Mittelpunkt der Ausstellungen.
>>hier geht's zum Ausstellungsfolder "Heimarbeit. Wirtschaftswunder am Küchentisch"

Öffnungszeiten Angelika Kauffmann Museum bis 26. Oktober 2017

Dienstag bis Sonntag, jeweils von 10 bis 17 Uhr

Öffentliche Führungen

Dienstag 15.30 Uhr und Sonntag 10.30 Uhr
€ 4,00 (+ Eintritt)

Eintritt

Erwachsene € 7,50
Ermäßigt € 5,50
Gruppen (ab 10 Personen) pro Person € 5,50


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Ausstellungseröffnungsrede der Kuratorin Frau Dr. Petra Zudrell der Ausstellung "Ich sehe mich. Frauenporträts von Angelika Kauffmann"
Meine sehr verehrten Damen und Herren, sehr geehrter Herr Landeshauptmann, geschätzte Leihgeber und liebe Mitglieder des Fördervereins!

Nach der vom Publikum begeistert aufgenommenen Ausstellung "Das bin ich" zu Kinderporträts von Angelika Kauffmann geht die Trilogie zum Porträtwerk der Künstlerin in die nächste Runde. Diesmal wendet sich das Angelika Kauffmann Museum den unzähligen weiblichen Bildnissen der Künstlerin zu. Erklärtes Ziel der Ausstellung ist es, die übliche Blickrichtung vom männlichen Maler und Auftraggeber auf das weibliche Objekt umzudrehen. Neben der weiblichen Autorschaft Angelika Kauffmanns signalisiert auch der Titel der Ausstellung "Ich sehe mich" diesen Blickwechsel. Im Zentrum der Ausstellung stehen folglich die weiblichen Porträtierten und ihre Biografien, die es nach über 250 Jahren freizulegen galt. Hier gibt es spannende Entdeckungen zu machen über weibliche Lebensläufe und Selbstentwürfe, mythologische Rollen und amouröse Verwicklungen.

Der Anfang des Jahres verstorbene Maler, Schriftsteller und Kunstkritiker John Berger schrieb in seinem einflussreichen Essayband "Ways of Seeing", der auf einer 1972 in der BBC ausgestrahlten Fernsehreihe basiert:
"Wir könnten vereinfachend sagen: Männer handeln und Frauen treten auf. Männer sehen Frauen an. Frauen beobachten sich selbst als diejenigen, die angesehen werden. Dieser Mechanismus bestimmt nicht nur die meisten Beziehungen zwischen Männern und Frauen, sondern auch die Beziehung von Frauen zu sich selbst. Der Prüfer der Frau in ihr selbst ist männlich - das Geprüfte weiblich. Somit verwandelt sie sich selbst in ein Objekt, ganz besonders in ein Objekt zum Anschauen - in einen 'Anblick'."

Der Blickwechsel beginnt schon mit Angelika Kauffmanns Autorschaft als Schöpferin von weiblichen Bildnissen. Weitergeführt wird er mit dem Umstand, dass des Öfteren auch die porträtierten Frauen selbst ihre Bildnisse in Auftrag gegeben haben. Angelika Kauffmann verschaffte mit ihren Frauenporträts ihren begüterten Auftraggeberinnen ein Stück weiblicher Identität, die im 18. Jahrhundert eine absolute Ausnahme war.

Um den dargestellten Frauen einen Teil ihrer Identität zurückzugeben, denn über die Jahrhunderte sind oft ihre Namen und Geschichten verlorengegangen, erzählen sie in der Ausstellung in der Ich-Perspektive und im Rückblick von ihrem Leben. So werden aus Objekten Subjekte! Lernen Sie gleich Frauen mit auch heute noch klingenden Namen kennen:

  • Henrietta Williams-Wynn, geborene Somerset
  • Elizabeth Bayley, verheiratete Mrs Mosley
  • Anne Loudoun, Lady Henderson of Fordell, geborene Robertson
  • Königin Maria Karolina von Österreich, Königin von Neapel, Erzherzogin von Österreich
  • Freifrau Sophie von Bauer
  • Fürstin Katharina Petrovna Barjatinskaja, geb. Prinzessin von Holstein-Beck
  • Anna Zamoyska, verheiratete Sapieha-Kodenski
  • Prinzessin Maria Josepha Hermenegilde von Liechtenstein, verm. Fürstin Esterházy
  • Fürstin Karoline von Liechtenstein, geb. Gräfin von Manderscheidt-Blankenheim
  • Chiara Marini de Marchesi di Gensano, Gräfin Corigliano-Saluzzo
  • Sophie Charlotte Eleonore, Gräfin zu Stolberg-Stolberg
  • Cecile Smidt-Savoet, spätere Frau Ceás

Die Biografien dieser Frauen zu recherchieren, war wieder eine äußerst spannende Sache. Dabei stellte sich zum Beispiel heraus, dass das bisher auf 1771 datierte Bildnis Lady Hendersons, das ja der Gemeinde Schwarzenberg gehört, gar nicht dann entstanden sein kann, weil Anne Henderson nämlich bis 1777 in New York aufwuchs und erst danach nach England, in die Heimat ihrer Eltern, zurückkehrte. Als besonders pikant erwiesen sich zwei auf den ersten Blick nicht zusammengehörende Leihgaben, nämlich die Entwurfszeichnung zum Bildnis einer bisher unbekannten "Lady Smidt" und das Porträt von Prinzessin Maria Josepha Hermenegilde von Esterházy aus den Fürstlichen Sammlungen Liechtenstein. Cecile/Cäcilia Smidt-Savoet war eine von "fast 100 Mätressen, Geliebte[n], Freundinnen, Lebensgefährtinnen und unzüchtige[n] Bekanntschaften" von Fürst Nikolaus II. Esterházy von Galantha. Dank der hervorragenden Studie von Stefan Körner über den manischen Sammler Nikolaus II., kennen wir ihre Identität und wissen, dass sie 1794 auf Betreiben des Vaters von Nikolaus II. mit kaiserlichem Befehl aus Wien "abgeschafft" wurde. Kurze Zeit später traf man sich in Rom wieder, wohin Nikolaus samt Entourage und Ehefrau gereist war. Angelika Kauffmann porträtierte beide Damen kurz hintereinander, das Ergebnis spricht Bände. Sie könnnen es in unserer Ausstellung selber sehen. Wohin einen die Recherche zur Biografie einer Liechtenstein-Prinzessin noch führen kann, können Sie auch in der Ausstellung bewundern. Gerade noch rechtzeitig vor dem Absenden des Leihansuchens an den Fürsten von und zu Liechtenstein, fiel der nichts ahnenden Kuratorin nämlich noch auf, das die bekannte französische Malerkollegin Kauffmanns Elisabeth Vigée-Lebrun ein monumentales Rollenporträt von Fürstin Hermenegilde geschaffen hatte. Das bezaubernde Pendant dieses Bildnisses, nämlich das der Schwägerin Karoline von Liechtenstein ist nun ebenfalls dank der sehr sehr großzügigen fürstlichen Leihgabe in unserer Ausstellung zu bewundern. Warum sie ihre Schuhe verloren hat, die von der tollen Schuhmacherin Christine Dünser extra für unsere Ausstellung und für Karoline von Liechtenstein entworfen und in Handarbeit geschaffen wurden, ist eine andere Geschichte.

In einer Kooperation mit dem BORG Egg werden aktuelle Rollenbilder unter die Lupe genommen. Nachdem Jugendliche heute einen Großteil ihrer Identität online gewinnen, interessiert sich das aktuelle Schulprojekt des Museums gerade für die reiche Formensprache dieser Jugendkultur. Welche Formen, Gesten, Spiele und Apps verwenden junge Menschen, um zu kommunizieren und sich in Szene setzen? Die in den letzten Wochen unter der Leitung von Mag. Maria Meusburger-Bereuter von der 6ab geschaffene Installation von Schaufensterpuppen bringt Rollenbilder zum Sprechen und kommuniziert über die Jahrhunderte hinweg mit Angelika Kauffmanns Porträts. Vielen Dank für diesen zeitgemäßen Ausstellungsbeitrag.

Ich freue mich, dass wir zeitgleich auch die Ausstellung "Heimarbeit. Wirtschaftswunder am Küchentisch" vom Büro Motter & Grabherr eröffnen können und darf gleich Barbara Motter um ihre Einführung bitten.

Und zum Schluss möchte ich mich ganz herzlich bei allen bedanken, die am Zustandekommen dieser Ausstellung mitgewirkt haben. Bei den privaten Leihgebern, dem Vorarlberg Museum, Kunstsammlungen und Museen Augsburg, der Staatsgalerie Stuttgart, der fürstlichen Sammlung Liechtenstein, beim Obmann Gerd Ammann und bei dem gesamten Vorstand und Beirat für sein Vertrauen, seinen Rat und seine Unterstützung, beim Atelier Stecher für die bewährte Zusammenarbeit, bei der Gemeinde, Tourismusbüro mit Marina Stiehle und Bauhof Schwarzenberg, bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Museums, bei unseren Restauratoren Angela Kaufmann und Arno Gehrer, bei Joachim Schmid für die Tontechnik und beim Musikverein Schwarzenberg unter der Leitung von Kapellmeister Bernhard Vögel für die musikalische Umrahmung.


Ausstellungseröffnungsrede von Barbara Motter zu der Ausstellung "Heimarbeit. Wirtschaftswunder am Küchentisch"
Sehr geehrten Damen und Herren!

Außerhalb der logischen geschlechtsspezifischen Klammer "Frauen" gibt es heuer denke ich noch mehr, was die beiden Ausstellungen im Angelika Kauffmann Museum verbindet. Es ist das Thema "Blickrichtung ändern". Beide Ausstellungen wollen von gewohnten eingespielten Blickrichtungen ablenken und auf etwas nicht so Bekanntes oder bisher nicht Beachtetes verweisen. Ist es bei Petra Zudrell das Angebot gemeinsam mit den porträtierten Frauen einen Blick auf deren Selbstentwürfe und Leben zu werfen, so ist bei uns das Angebot an die Besucherinnen und Besucher einen anderen, als den gewohnten Blick auf die jüngere Industriegeschichte des Landes zu werfen.

Wirtschaftswunder und Hochkonjunktur verbinden wir mit Fotografien von vollen Fabrikshallen und modernen Produktionsstätten - wer denkt da an den Küchentisch.

Obwohl, fast jeder Gesprächspartner und jede Gesprächspartnerin im Land weiß aus einer persönlichen Erinnerung ganz genau, was mit industrieller Heimarbeit zwischen 1950 und ca. 2000 gemeint ist.

Wir erzählen in der Ausstellung zwar nicht direkt einzelne Lebensläufe wie bei "Ich sehe mich", aber doch stecken in der Ausstellung mehr als 100 Gespräche und Berichte von Frauen und Männern die selbst in der Heimarbeit tätig waren oder Berichte von heute erwachsenen Kindern, die sich an die Arbeit der Mutter, Oma, Tante oder Nachbarin erinnern.

Ohne diese wertvollen Erinnerungen wäre ein Projekt über das Thema Heimarbeit nur sehr schwer durchführbar. In der Wirtschafts- und Sozialgeschichte wurde es bisher nur wenig beschrieben, auch die statistischen Daten und offiziellen Dokumente dazu sind nicht gerade massenweise vorhanden.

Zur Öffentlichkeit von Heimarbeiterinnen noch eine schöne Erinnerung, die uns vor wenigen Tagen von Mag. Lieselotte Hammerer übergeben wurde:
"Als Junglehrerin im Bregenzerwald ab 1965 stand in den Schüler­beschreibungsbögen der Kinder beim Beruf der Mutter fast im­mer "Hausfrau", aber aus den Erzählungen der Kinder bemerkte ich bald, dass Fremdenzimmervermietung und/oder Heimarbeit die Berufstätigkeiten vieler Mütter waren. Sie wurden aber kaum erwähnt. Der Ehemann musste nach außen Familienerhalter sein."

Bei "Heimarbeit am Küchentisch" geht es nicht nur um Frauen, sondern die Ausstellung soll auch die Auswirkungen dieser Arbeitsform auf das ganze Familiensystem zeigen. Ehemänner, Kinder und Großmütter, aber auch Nachbarinnen und Freundinnen, mussten bei großen Auftragsmengen und kurzen Lieferfristen immer wieder mithelfen. Beim Ausschneiden, Sortieren, Einpacken, Einfädeln oder bei Lieferdiensten waren flinke Kinderhände und -beine gefragt! Als Beitrag zur Solidargemeinschaft Familie war die Mithilfe bei der Heimarbeit (wie natürlich auch immer schon in der Landwirtschaft) eine Selbstverständlichkeit. Der Begriff Arbeit wandelt sich ständig. Jede Gesellschaft weist Männern, Frauen und Kindern unterschiedliche Aufgaben zu. Was ist unsere aktuelle Auffassung von Arbeit?

Die Geschichte der Heimarbeit, die übrigens noch nicht ganz Geschichte ist, sondern in Vorarlberg in geringer Zahl immer noch ausgeübt wird, gibt vielleicht manche Anregung zu der Frage.

Wir Kuratorinnen bedanken uns bei der Gemeinde Schwarzenberg, dass wir an diesem besonderen Ort mit einem besonderen Museumsteam, das uns durchgehend großartig unterstützt hat, diese Ausstellung umsetzen können. Herzlichen Dank auch allen Leihgebern und Leihgeberinnen, Informanten und Interviewpartninnen und -partnern. Zum Abschluss bzw. zum Anfang der Ausstellung bleibt nur noch ein Wunsch. Dass sich die eine oder andere Besucherin aus Vorarlberg beim Durchwandern der Ausstellung wiederfindet und denkt "Ich sehe mich"!

Bilder von www.hirschbuehl.at:

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